2016-11-26
Der Weißstorch ist in den halboffenen Landschaften des Flachlandes Zuhause. Der Lebensraum sollte vor allem feuchte Wiesenlandschaften aufweisen, wie sie hier oft in flachen weiträumigen Fluß- oder Bachtälern zu finden sind. Zum Anfang des 20. Jahrhunderts war die Art im Bereich des Rhein-Ruhr-Lippegebietes noch weit verbreitet. Das änderte sich aber maßgeblich in der Mitte des Jahrhunderts. Das war im Wesentlichen auf die massive Verschlechterung des Lebensraumes zurück zu führen. Die Art hatte sich schon früh dem Menschen angeschlossen und war somit ein echter Kulturfolger. Zum Bau seiner Nester wurden die auf den Dächern von Bauernhöfen angebrachten Nisthilfen aus ausgemusterten Holzwagenrädern stets gerne angenommen. Bruten auf Bäumen waren kaum bekannt.
Störche waren bei den Menschen zu allen Zeiten allgemein sehr gesehen und beliebt, trotzdem war der stetige Rückgang nicht aufzuhalten. In den Jahren 1988 bis 1991 lag der Tiefstand bei nur 3 Brutpaaren, die sich im Raum Petershagen in Minden-Lübbecke so gerade noch halten konnten.
Seitdem erholt sich der Bestand aber erfreulicherweise wieder kontinuierlich. Dies wird zum Einem durch den großen Populationsdruck der östlichen Bestände begründet. Die nach Westen ziehenden Populationen besiedelten nun die alten Lebensräume wieder. Im Wesentlichen ist das in der Verbesserung der notwendigen Lebensräume begründet. Die Auenschutz- und Renaturierungsprogramme an Rhein, Lippe, Weser und Ems waren sehr erfolgreich. Selbst im Winter sind die Nahrungsbedingungen nun schon so gut, dass es viele Vögel gibt, die hier zum Überwintern zurückbleiben. Die Kälte macht diesen Großvögeln nicht viel aus, viel wichtiger ist, dass genügend Nahrung zur Verfügung steht.
Nebenher entwickelten sich schon seit der Jahrtausendwende in den Zoos Rheine und Münster recht große freilebende Bestände, die dort in den Bäumen der Anlagen brüteten. In Münster entwickelten sich diese Bestände sogar ohne Zufütterung recht schnell. Die Vögel ernährten sich im Umland selbst und kamen zur Brut in die Zooanlage zurück. Ein Grund für diese Entwicklung ist für diesen Standort noch nicht so recht gefunden. Anders im Zoo Rheine, hier wurden die Vögel zusammen mit den Zootieren gefüttert, hier nahmen die Bestände demzufolge noch schneller zu. Die Vögel der Parks produzierten jedenfalls recht viel Nachwuchs, der sicher sehr gerne die nahen geeigneten Großräume besiedelte. Diese Vögel bildeten sicher auch einen Teil des Grundstockes zur Wiederbesiedlung westfälischer Lebensräume. Zugvögel sind diese Populationen sich auch nicht mehr.
Jedenfalls ist es so, dass die Storchenpopulation in NRW im Jahr 2016 wieder bei etwa 220 Brutpaaren lag. So viele wie sicher seit über 50 Jahren nicht. Nach wie vor ist der Kreis Minden-Lübbecke mit über 50 Brutpaaren traditionell Storchenregion Nr 1. Es folgen zurzeit noch die Niederrheinregionen mit den Kreisen Wesel und Kleve. (Info der Stiftung Störche NRW)
In Bezug auf die Region Hagen ist zu sagen, dass die nächsten Populationen schon im Einzugsbereich der Lippe zwischen Dorsten und Lippstadt liegen. Also kaum 50 km Luftlinie entfernt.
Besonders in diesem Großraum wurden großflächige Wiesenschutzprogramme umgesetzt. Inzwischen wurden zahlreiche Nisthilfen positioniert, die zunehmend erfolgreich angenommen werden. Bewährt haben sich ca 5 bis 8 m hohe Holzpfähle auf denen runde Plateaus angebracht werden. Der Populationsdruck in diesen Gebieten steigt von Jahr zu Jahr an. Inzwischen werden auch bei uns immer wieder Vögel gesichtet, die die optimierten Schutzgebiete im Ruhrtal von Hagen und Unna wiederholt aufsuchen. Werden diesen Vagabunden jetzt noch möglichst viele Nisthilfen angeboten, ist es eine Frage der Zeit wann sie hier ansässig werden. Unser ehemaliger Vorsitzender und inzwischen schon verstorbene Hans-Jürgen Thiel war schon im Jahr 2012 so weitsichtig in unserem NABU Schutzgebiet Alter Ruhrgraben bei Garenfeld eine Storchennisthilfe aufstellen zu lassen. Die Untere Landschaftsbehörde hatte die Geldmittel seinerzeit auf einen Antrag von uns bereitgestellt. Die Mark-E hat uns den Baumstamm dazu geliefert. Bisher waren Störche stets nur als Kurzbesucher auf der Nisthilfe beobachtet worden. Aber für eine Erstbesiedlung muss man natürlich Geduld haben. Außerdem muss das Netz der Nisthilfen unbedingt dichter werden.
Seitdem hat sich aber auch viel getan. So wurden die Lebensräume im Ruhrtal noch weiter optimiert. In den letzten Jahren wurde in den Röllingwiesen bei Westhofen ein Feuchtgebietslebensraum entwickelt, der beispielhaft ist. Auch ziehen diese großflächigen intakten Feuchtwiesen in diesem Teil des Ruhrtales auch immer wieder einzelne Storchenpaare zur Stippvisite an. Im Jahr 2015 waren in der Aue bei Schwerte besonders häufig einige Exemplare zu beobachten. In dieser Zeit reifte auch der Gedanke im Kreis Unna an der Ruhr auf ihrem Gebiet mindestens eine Nisthilfe aufzustellen. Sinnvoll wäre es aber auf jeden Fall mehrere aufzustellen. Man muss den Vögel etwas anbieten, dann werden Sie ich auch niederlassen. Nahrung gibt es offensichtlich jetzt schon recht nachhaltig Die Planungen der Auenrenaturierungen gehen ja schon weiter. So sollen wie bereits an Ems und Lippe ausgiebig geschehen auch an der Ruhr noch weitere neue Feuchtwiesenbiotope angelegt werden. Selbst für die Lenne in Hagen ist so etwas vorgesehen. So ist geplant, ein Stück von gut 2 Km Länge bei Fley für die Natur umzugestalten. Was in den 1970 er Jahren mit aufwändigen Mitteln der Natur gestohlen wurde gibt es jetzt in kleinen Schritten zurück. Endlich hat man etwas dazu gelernt. Vor allem für die Bewohner der feuchten Lebensräume ist das ein Fortschritt.
Jetzt werden wir uns auch für dieses Gebiet über eine Nisthilfe unterhalten müssen. Bei der Bereitstellung von Nisthilfen für Vögel jeder Art kann man zweifelsfrei behaupten, dass hier ausnahmsweise einmal „viel hilft viel“ gilt.
Der Storch kommt, das ist nur eine Frage der Zeit.
Literaturnachweise:
- Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens der NWO von 2013
- NABU Info-Heft 2012
Anschrift des Verfassers:
Stephan Sallermann
Röhrenspring 28
58093 Hagen