Hagen besitzt mit seinen großen zusammenhängenden Wäldern einen Naturschatz von ganz besonderem Wert. Große Teile davon sind ungewöhnlich naturnah ausgebildet. Das gilt besonders für sehr große Bereiche, die der Stadt Hagen, also uns Bürgern gehören. Aber auch sehr viele Flächen die der Regionalverband Ruhrgebiet und die privaten Waldbauern besitzen können sich in dieser Hinsicht sehen lassen. Dass das so ist liegt zum einem an der umsichtigen Bewirtschaftung durch die Besitzer. Aber vor allem an der bisher nachhaltig geführten Politik diesen Großraum von Bebauungen aller Art weitgehend frei zu halten. So konnte sich eine Tierwelt von ganz besonderer Qualität entwickeln. Die Vogelwelt z.B. weist so ziemlich alle Raritäten auf, die potentiell in den Wäldern des Sauerlandes überhaupt vorkommen können.
Um die einzelnen Arten der folgenden Zusammenstellung überhaupt aufzufinden muss man die gesamte Region zwischen Ruhr, Volme, Rothaargebirge und Siegerland abfahren. In Hagen sind aber alle in einem relativ kleinen Areal aufzufinden! An Besonderheiten des Lebensraumes Wald mit seinen angrenzenden offenen Kulturlandschaften wären da: Baumfalke, Wanderfalke, Habicht, Wespenbussard und Rotmilan aus der Abteilung der Greifvögel. Von den Spechten sind die seltenen Arten Grauspecht, Schwarzspecht, Mittelspecht und Kleinspecht zu erwähnen. Bei den Kleinvögeln ist besonders der Neuntöter mit recht ansehnlichen Beständen vorhanden. Weiterhin können noch Uhu, Schwarzstorch, Hohltaube, Wasseramsel und Eisvogel angeführt werden. Die Liste will ich hier nicht noch weiter ausführen, aber eine Vogelart muss unbedingt noch genannt werden, denn die gibt es in NRW neben den Vorkommen im Siegerland nämlich nur hier, das Haselhuhn. Auch im Rest Deutschlands ist es äußerst selten. Es gehört zu den ganz besonderen Raritäten aus der Vogelwelt.
In zahlreichen Berichten der Presse wird nun fälschlicherweise immer wieder behauptet oder zitiert, dass diese Art doch noch niemand wirklich gesehen hat. Das beschriebene Vorkommen also eine reine Vermutung sei. In diesem Zusammenhang muss gesagt werden, dass es fast nicht möglich ist diese Art irgendwo suchend zu entdecken. Um sie zu finden muss man schon tief in den Wald hineingehen und förmlich durch Zufall auf die Vögel treten. Wer macht das schon! Außerdem ist die Art extrem standorttreu, sie zieht nicht umher. Sieht man sie über viele Jahre immer wieder muss sie im Fundgebiet auch brüten, umherziehende können es kaum sein.
Ich habe hier nun eine Liste vorliegen, in der durchgehend von 1961 bis 2015 regelmäßige Sichtungen von Gewährspersonen gesammelt wurden. Knapp 30 Daten aus der Region sind aufgeführt. Die Beobachter sind nahezu alle als bestimmungssichere Ornithologen bekannt. Auch Brutnachweise finden sich darunter, immer wieder!
Eine Beobachtung aus dem Jahr 2015 findet da die besondere Aufmerksamkeit, da sie im Rahmen einer Artenschutzkartierung im Zuge der Festlegung von Windenergiekonzentrationszonen gemacht wurde. Das Haselhuhn gilt als Art, die durch Windkraftanlagen gefährdet ist.
Der aktuell geplante Bau weiterer Windkraftanlagen würde also diese Raufußhuhnart deutlich gefährden. Auch die meisten vorher genannten Arten kommen mit dieser besonderen Art der Industrialisierung in unseren Wäldern nicht zurecht.
Ein weiteres Problem ist die Idee zum Bau eines Baumwipfelpfades in Gestalt eines Freizeitparkes mit besonderer Dimension. Die Details sind ja hinlänglich bekannt, da sie schon oft beschrieben wurden. Leider soll diese Anlage in ein Kerngebiet der Haselhuhnvorkommen gebaut werden.
Da die Art einen besonderen Schutzstatus genießt, sollte diese Anlage hier nicht genehmigt werden.
Man darf dieses seltene Huhn deswegen aber nicht verwünschen! Es ist nämlich nicht nur irgendein Huhn!
Alle Hagener sollten hingegen stolz darauf sein, dass sich so eine seltene Vogelart hier überhaupt wohlfühlt. Wir haben für dieses Glück eine deutschlandweite Verantwortung! Dessen muss man sich einmal in aller Deutlichkeit bewusst werden!
Windräder gehören nicht in die großen Hagener Wälder und für den Baumwipfelpfad sollte ein Waldstück gefunden werden, dass nicht so konfliktgeladen ist. Diese Flächen gibt es doch, auch in unserer schönen lebenswerten Stadt.
Stephan Sallermann, 2. Vorsitzender des NABU Stadtverband Hagen.